DorfKirchle PfingstImpuls 2022: schwätz Deutsch mit mir!

Glauben wir daran dass Gott jetzt zu uns spricht oder haben wir einen Museumsglauben?

Pfingsten stellt uns auf die Probe, ob wir daran glauben, dass Gott heute zu uns spricht oder ob wir einen Museumsglauben haben, bei dem wir gerne anschauen, was Gott früher mal getan hat.

Es wird gerne herausgestellt, dass Pfingsten die Geburtsstunde der Kirche ist. Dabei wird leider vergessen, dass die Texte grundlegenden Schieflagen der frühen Kirche thematisieren. Nur muss man das hören und verstehen wollen.

Wie wirken die Kirchen 2022 – Türen zu und Schotten dicht

Pfingsten ist der Tag an dem Gottes Geist auf die Erde kommen will. Jener Geist „der über den Wassern der Urflut schwebt und der sagt: Ich mache alles Neu“

Heute will er jedem Menschen sagen, dass Gott ihn liebt und dass jeder Mensch einen Platz am Tisch Gottes hat. Der Platz am Tisch ist Teil des Reiches Gottes. Er ist jedem zugesagt und zwar völlig unerheblich davon, was der Einzelne getan oder gelassen hat ob er tiefgläubig oder nicht ist: Es ist egal, wo er herkommt und es ist egal ob er sich tadellos verhalten hat. Der Vater liebt alle.

Die Jünger mauern sich genau dann ein, wenn der Geist wehen will…

Just an diesem Tag schließen sich die Jünger ein und zwar aus Angst vor den eigenen Leuten. Weil ein Sturm aufzieht, schließen Sie die Läden noch fester zu. Sie setzen auf die Hoffnung, dass Sie als heilige Gemeinschaft möglichst vom Sturm verschont bleiben. Möglichst verschont vom Sturm und möglichst nicht beunruhigt durch die ganz normalen Menschen, die nicht im gleichen Gedankengebäude sitzen. Worin die Kirchen gut sind, ist zu trennen zwischen „drinnen“ und „draußen“ und sich abzukapseln.

Dummerweise will die Botschaft Gottes genau diese Grenzen überwinden, heraustreten aus der Gemeinschaft der „Auserwählten“ um alle Menschen zu erreichen. Gott möchte seine Hand ausstrecken, er bückt sich, um den Menschen aufzuhelfen. Deshalb kommt der Sturm oder das Brausen auf, weil die Botschaft die Grenzen einreissen will.

Der Geist weht nicht gern innerhalb von Mauern

Das Problem mit dem Sturm ist, dass die „drinnen“ meinen der Sturm käme von außen und könnte Gottes Botschaft beschädigen. Deshalb macht man die Läden noch stärker zu. Man bewegt sich nur noch im Kreis der Auserwählten und hadert mit der bösen Welt. Die Drinnen sind für gute Argumente nicht wirklich erreichbar. Siehe Missbrauchs- und andere Skandale. Was die draußen betrifft, würde ich noch einen Satz zur Apostelgeschichte hinzufügen: Die Bürger in der Stadt, die darauf warten, dass Gott sich zeigt, Sie würden zu den eingeschlossen sagen: „Hört auf mit euerem Gottesgefasel, wir verstehen das nicht und wir verstehen Euch nicht.“

Das ist die Situation am ersten Pfingsten, das ist die Situation heute. Die Lesung müsste hier enden, der heilige Geist hätte keine Chance – Ein trauriges Pfingstfest.

Gott hilft denen „drinnen“ und denen „draußen“ auf unterschiedliche Weise.

Denen drinnen schenkt er den heiligen Geist, obwohl Sie den ja schon bei ihrer eigenen Schöpfung bekommen haben. Den Geist der Neues will. Offensichtlich haben Sie da etwas vergessen und wie man sieht hat die Erinnerung an Gottes Geist eine eigene Wirkung. In der Fassung des Johannesevangeliums tritt Jesus in die Mitte und haucht seine Jünger an – Habt Mut nehmt den Geist Gottes in euch auf, er wird Euch helfen. Jesus sagt gerade nicht: „Ihr seid mir Gestalten, ihr habt doch mitbekommen, dass ich qualvoll getötet wurde und auferstanden bin, weil die Liebe stärker ist als der Tod – das müssen alle wissen, also reißt Euch zusammen und los geht’s“

Wer sich öffnet kann verletzt werden

Das mag ich an Jesus: er macht es den Jüngern anders klar.  Er ermutigt sie. Öffnet Euch, geht auf Andere zu. Seht her: An mir könnt ihr sehen was passieren kann. Wer sich öffnet, der wird verletzbar und der wird verletzt werden. Das ist der Weg Gottes – offen und verletzbar zu sein. Das ist der Preis der Liebe, wer liebt kann und wird verletzt werden. Aber die Verletzungen sind nicht tödlich – weil am Ende die Liebe über den Tod hinausgeht. Wollt ihr Zeugen sein, dann geht in meinen Fussstapfen und sprecht mit den Menschen auf Augenhöhe.

Auf einmal ist die Angst der Jünger vor den eigenen Leuten weg. Sie lassen sich begeistern von der alle Grenzen einreißenden Liebe, von der Freude, dass der Vater alle annimmt und Sie können den Menschen in der Stadt davon erzählen.

Da machen die Jünger die Türen auf und sprechen mit den Menschen in einer für Sie verständlichen Sprache. Im Text steht gerade nicht: Alle konnten auf einmal galiläisch verstehen. Im Text steht: Jeder konnte Sie in seiner Sprache verstehen.

Die Wirkung ist immer noch verblüffend: Wenn uns gelingt mit den Menschen in ihrem Alltag zu sprechen und dann zu sagen: Genau die Erfahrungen, die Du gemacht hast, haben mit Gott zu tun. Dann wird Pfingsten. Mir haben Menschen schon verblüfft nach Gesprächen gesagt: Moment mal war das nicht die verschwurbelte Botschaft der Halleluja Jünger, die immer so abgehoben sind und die in ihrer eigenen Welt leben? Auf einmal bekomme ich eine Ahnung, dass mein kleines Leben Teil eines viel größeren Lebens ist und ich kann verstehen, um was es geht. Ich höre Sie in meiner eigenen Sprache sprechen.

„schwätz Deutsch mit mir !“ – sagt man in Karlsruhe

Für Kinder die die Lesung kennen, ist es immer ein Fest, wenn der Lektor die Namen vorlesen muss. Phrygien und Pamphylien, schon weil für Kinder die Namem und Gebiete unbekannt und lustig sind.

Oftmals scheint der darin steckende Auftrag unter die Räder zu kommen: Sprich mit denen, die mich noch nicht kennen und zwar in ihrer Sprache. Moment mal. mit wem soll ich sprechen? sagen wir dann und lachen wie die Kinder.

Gott sagt: Mit den Menschen, mit denen Du es täglich zu tun hast. Mit Völkersbachern, Ettlingern, Malschern, Bahnfahrern, Supermarkteinkäufern, Nachbarn usw. Da sagen wir gerne: „Nee Moment mal, denen soll ich deine Botschaft weitererzählen? Denen soll ich sagen, dass Sie einen Platz an deinem Tisch haben?“ Aber die stehen doch gar nicht auf unserem gemeinsamen Wertefundament und kennen sich mit unserem Gedankengebäude doch gar nicht aus? Die könnten dein Opfer und die Mahlfeier missverstehen und alles Mögliche damit anstellen…. so einfach geht es nicht.“ Ordnung muss sein!

Du verdirbst dem Gastgeber das Fest, wenn Du Dich immer klein machst

Wenn Kirchen versuchen mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die den Zimmermann noch nicht kennen, dann sieht es meistens so aus, dass die Menschen erst mal mit den Glaubenssätzen vertraut gemacht werden. Der Aufbau der Gottesdienste spricht hier Bände: Die Besucher werden erst einmal mit einem ganzen Bündel von zu glaubenden Sätzen zugeschüttet vom anfänglichen „ich habe gesündigt… “ über das Glaubensbekenntnis bis zum „ich bin nicht würdig“. Mach Dich klein, Du bist bedeutungslos vor Gott – das ist faktisch einer der roten Fäden unter der kirchlichen Botschaft. Der wird gerne noch gestärkt durch das Argument: „wir haben den heiligen Geist, können nicht untergehen und sind unfehlbar“ also bitte schön brav einreihen, sei froh, dass wir Dich überhaupt dulden mit deinen Fehlern und deiner Imperfektion.

Dabei geht die Einladung, die Gott ausspricht, vollkommen unter: Ich habe Dich eingeladen, für Dich ist ein Platz an meinem Tisch reserviert, Du brauchst nur kommen, ohne Bedingungen und ohne Voraussetzungen.

Das ist die wirklich frohe Botschaft, die im Mittelpunkt stehen muss. Es kommt nicht auf das Gedankengebäude an. sondern ob ihr die Menschen wirklich annehmen könnt.

Worauf es nicht ankommt: Sich etwas darauf einzubilden, dass man es schafft über die Mauer hinwegzuschauen, die man selbst errichtet hat oder den anderen immer wieder vorzuführen wie klein sie sind. Ganz ehrlich: Gott möchte eine Party schmeißen. Wenn die Eingeladenen dann immer nur sagen: Eigentlich gehöre ich gar nicht dazu, eigentlich bin ich unwürdig hier zu sein, statt sich zu freuen, verderben Sie dem Gastgeber die Freude am Fest.

Das Wunder von Pfingsten – Du überwindest Grenzen, wenn Du die Sprache der Menschen sprichst.

Das Wunder, zu dem Pfingsten einladen will, ist nicht, dass die Andersgläubigen und die sogenannten Juden – lies diejenigen die bereits eine Beziehung mit Gott haben – sich auf einmal überzeugen lassen oder endlich umdrehen um auf den christlichen Weg einzubiegen. Das Wunder von Pfingsten ist, das die Apostel die Botschaft auf einmal so erzählen, dass Sie die Sprache der Menschen um sie herum sprechen. Petrus zum Beispiel scheut keine Mühe einen ziemlichen theologischen Handstand zu machen, nur um die Menschen da abzuholen, wo Sie stehen. Und es zeigt sich: Nur so kommt die Botschaft an. Das ist das entscheidende Kriterium: Sind wir fähig die Botschaft der Liebe mit dem Leben der Menschen in Verbindung zu bringen. Können wir uns so bemühen, dass die Menschen an die sich die Botschaft wendet sie in ihrer eigenen Sprache verstehen?

Ich würde wirklich gerne den Vorwurf an uns Christen hören: Seid ihr eigentlich besoffen, dass ihr dermaßen coole Geschichten erzählt? Das ist doch zu schön um wahr zu sein!

Die Welt und die Menschen in ihr warten auf ein Pfingstwunder: Kommt jemand, der uns die Zusage macht: Ihr seid angenommen, Gott findet Euch mit all euren Fehlern gut, die Trennungen zwischen Euch werden aufhören und die Liebe Gottes sorgt dafür, dass am Ende keine Fragen offen sind.

Friede ist möglich und wird wachsen.

Es kommt nicht an, ob ihr schon drin oder noch draußen seid, weil Gott genau die trennenden Mauern einreißen wird.

Komm heiliger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft

Yannick Julliard

***

DorfKirchle Online Angebot

Dorfkirchle hat sein Angebot weitgehend auf Online Formate umgestellt. Dabei wollen wir möglichst interaktiv und live miteinander chatten, feiern und beten. Etwa 80% unseres Programms führen wir nahtlos weiter. Dabei versuchen wir neue innovative Wege. Eine erste Innovation angesichts geschlossener Kirchen ist unser:

Digitaler Gebetsraum

Wir bieten durchgehend (24h/7 Tage) einen digitalen Gebetsraum über Skype an, den ihr über den folgenden Link erreicht: Dorfkirchle Digitaler Gebetsraum

QR Code Digitaler Gebetsraum

Online Veranstaltungen – Live und Interaktiv

Eine Schritt für Schritt Anleitung zur Teilnahme an den Online Veranstaltungen findet ihr hier:

Alternative Methode: QR Code des digitalen Gebetraumes scannen und dem Link folgen:

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist DGR.png

Dorfkirchle Ostersegen 2020:

Mo. 06.04.  – Sa. 11.04. um 07:30 Uhr: StandUp Morgengebete

Gründonnerstag 09.04.2020 um 20Uhr – Last Supper Abendmahlsgottesdienst und anschließend offenes Gebet

Karfreitag 10.04.2020  um 17 Uhr: Karfreitag (ganz) anders

Ostersonntag 12.04. – 10:30 Uhr – Ostern im Garten Ostergottesdienst

Ostercafé Spezial: Ostersonntag, 19 Uhr mit Markus Grünling – Texte, Musik, Talk, Schnack… eine Stunde am Osterfeuer: Dorfkirchle Online Dorfcafé

Online Teilnahme und Technix:

Impulstexte und Gebete zum Feiern zu Hause stehen Euch unter Downloads.Impulse.Gebete zur Verfügung.

Wir haben uns entschlossen, für unser Online Angebot die Plattform Skype zu benutzen, weil diese sehr verbreitet ist und gute Möglichkeiten bietet. Ihr könnt Euch entweder über ein Konto anmelden oder aber den Links oben folgen, um über Webbrowser teilzunehmen (erfordert keine Installation von Software). Eine Anleitung zu Skype findet ihr unter: https://www.skype.com/de/

Wir probieren noch verschiedene Dinge aus, daher kann es die ersten Male etwas holpern.

Bleibt gesund !